Der Hortulus des Walahfrid Strabo
Einige der heute bekannten Nutzpflanzen waren auch schon im Mittelalter in den Gärten zu finden. Darunter sind Lauch, Rettiche, Kraut und Möhren, aber auch viele Kräuter. Aufschluß über das damals vorhandene Pflanzenspektrum geben drei verschiedene Quellen:
- das „Capitulare de villis“, die Landgüterverordnung aus der Zeit von Karl dem Großen (um 747-814),
- der St. Galler Klosterplan und
- das Gedicht „De cultura hortorum“, kurz „Hortulus“, aus dem 9. Jahrhundert.
In seinem Gedicht schildert Walahfrid Strabo die Beobachtungen und praktischen Erfahrungen, die der Abt des Klosters Reichenau am Bodensee in seinem Kräutergarten gesammelt hat.
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Lauter Steckerles
Vom Misch- zum Nadelgehölz: der Nürnberger Reichswald und seine wechselvolle Nutzungsgeschichte.
Wie ein grüner Gürtel schmiegt sich der Wald von Osten her um die Frankenmetropole. Viele Einheimische nennen den Nürnberger Reichswald wegen der unzähligen, in Reih und Glied stehenden Kiefern mit ihren langen, dünnen Stämmen halb liebevoll, halb verächtlich „Steckerles-Wald“. Nördlich der Pegnitz liegt der Sebalder Wald, südlich und östlich davon der Lorenzer Wald, entsprechend der beiden Nürnberger Hauptkirchen nördlich und südlich des Flusses. Neuerdings rechnet man noch ein weiteres Waldgebiet ganz im Süden dazu, so dass die gesamte Fläche des Reichwalds heute rund 37.000 Hektar beträgt.
Eine mehr als 1000-jährige wechselvolle und untrennbar mit der Entwicklung Nürnbergs verbundene Geschichte prägt den Reichswald – der freilich schon lang existierte, bevor es die Stadt überhaupt gab. …
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Januar / Februar 2022.
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Von Kaffeerost und Holzzersetzern
In München findet man eine der größten und artenreichsten Pilzsammlungen Deutschlands.
Bei Kaffeesträuchern kann er zum kompletten Laubverlust und zum Absterben der Gehölze führen: der Kaffeerost (Hemileia vastatrix), ein bis heute gefürchteter Pflanzenschädling aus der Gruppe der Rostpilze. 1861 trat er erstmals in Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, auf und verbreitete sich schnell auf der Insel, die damals zu den wichtigsten Kaffeeproduzenten der Welt gehörte. Der Schaden war immens, ganze Kaffeeplantagen fielen dem Kaffeerost zum Opfer. Das hatte zur Folge, dass die meisten ceylonesischen Kaffeebauern auf den Anbau von Teepflanzen umstellten. Manche Leute sagen sogar, der Pilz sei dafür verantwortlich, dass die Briten, damals Kolonialherren von Ceylon, zum Volk der Teetrinker wurden.
Den Kaffeerost nennt Dagmar Triebel an erster Stelle, wenn sie von ihren Schützlingen spricht, für die sie als wissenschaftliche Kuratorin im altehrwürdigen Institutsgebäude am Botanischen Garten in München-Nymphenburg die Verantwortung trägt. Gemeint sind die Hundertausende von Sammlungsstücken, die zum Inventar der Münchner Pilzsammlung gehören, der größten und typenreichsten Sammlung herbarisierter Pilze in Deutschland. …
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom November / Dezember 2021.
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Köstliche Nascherei
Über den Kirschenanbau im Forchheimer Land und die Bettenburger Kirschensammlung.
Alljährlich im April entfaltet die Landschaft am Rand der Frankenalb ihre volle Pracht. Wenn die Kirschbäume zu blühen beginnen, verwandelt sich der oberfränkische Landkreis Forchheim vielerorts in einen Traum in Weiß. Denn dort liegt das größte zusammenhängende Süßkirschenanbaugebiet Deutschlands mit etwa 200 000 Kirschbäumen, die an den Talhängen und auf den Hochflächen des Juras stehen. Ob in Igensdorf, in Pretzfeld oder rund ums Walberla: Kirschbäume sind prägend für die ganze Gegend – nicht nur zur Zeit der Blüte im Frühling, sondern erst recht, wenn die Kirschen reif sind, also in den Monaten Juni und Juli. …
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Juli / August 2021.
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Treck zur Schlachtbank
Große Ochsenherden wurden früher von Ungarn nach Bayern getrieben. Die Augsburger zahlten am meisten.
… Durchs Dachauer Land führt ein Radweg, der als Dachauer Oxenweg bekannt ist. Er beginnt bei Schloss Hohenkammer (Landkreis Freising), verläuft entlang der Glonn und passiert Orte wie Markt Indersdorf und Altomünster. Bei Tödtenried (Landkreis Aichach-Friedberg) geht der Weg in den Altbairischen Oxenweg über, der die Radler weiter durch das Wittelsbacher Land bis nach Augsburg leitet. Warum Oxenweg? Sind dort gelegentlich Oxen/Ochsen unterwegs? Nein, heute nicht mehr, aber zwischen 1350 und 1750 wurden auf diesen Wegen tatsächlich Ochsen getrieben. Genauer gesagt, ganze Herden ungarischer Ochsen – und zwar zur Schlachtbank nach Augsburg …
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom September/Oktober 2020.
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Strahdrischen, Wiesmähder und Blum
Würdig fürs UNESCO-Weltkulturerbe: Über die historischen Kulturlandschaften im Murnau-Werdenfelser Land.
… Denn die kegelförmigen Gebilde sind die Trischen (oder Drischen), zu denen im Herbst das gemähte Gras der Mooswiesen zur Lagerung aufgeschichtet wurde. Zu Lebzeiten Münters standen die Trischen oft zu Hunderten am sogenannten Ödenanger. Dieser Lagerplatz liegt am Rande des Murnauer Mooses in der Nähe des Ramsachkircherls – kaum 20 Minuten Fußweg vom Münterhaus entfernt. Jedes Jahr im Herbst, wenn die feuchten Mooswiesen gemäht waren, errichteten die Bauern aus dem gemähten Gras, das später bei den Tieren als Einstreu dienen sollte, die über vier Meter hohen Gebilde. Sie taten dies, weil der Untergrund zur Zeit der Streuwiesenmahd in der Regel zu feucht war, um das Streu gleich nach Hause zu bringen. Außerdem fehlte auf dem Hof oft der Platz. Am Ödenanger hingegen konnte man die Trischen gut über Wochen stehen lassen und das Streu erst, wenn man es benötigte und der Boden gefroren war, nach Hause transportieren. Die Bauern fuhren dann mit Ochsenfuhrwerken durch den Markt. 1941 sollen noch über 2000 Fuhren nötig gewesen sein, um den Lagerplatz zu räumen …
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Juli/August 2020.
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In unser gmein Teutsch auff das verstendtlichst und einfeltigest gebracht hab.
Über den Augsburger Stadtarzt und Übersetzer Jeremias Martius (um 1537-1585) und sein Werk.
Der Beitrag behandelt Leben und Werk des Augsburger Stadtarztes und Übersetzers Jeremias Martius (um 1537–1585). Zunächst liegt der Fokus auf seinem Werdegang vom Webersohn zum Augsburger Stadtarzt. Nach Beschreibung seiner vielfältigen ärztlichen Aufgaben u. a. am städtischen Blatterhaus wird im zweiten Teil das umfangreiche Übersetzungswerk von Martius beleuchtet. An dessen Anfang stehen Übersetzungen ins Lateinische, später überträgt der Arzt französisch- oder italienischsprachige Werke seiner Zeit ins Deutsche, darunter Arznei-, Kosmetik- und Rezeptbücher sowie einen landwirtschaftlichen Ratgeber, die weite Verbreitung erfuhren. Ergänzt wird das Übersetzungswerk von Martius durch die Jahrzehnte nach seinem Tod publizierte Sammlung eigener medizinischen Beobachtungen.
Weiterlesen in: „Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben“, Bd. 112 (2020), S. 121-153.
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Lecker fasten
Über den Karpfen und die traditionelle Teichwirtschaft in der Oberpfalz und in Franken
Der Blick auf Bayerns Landkarte zeigt Landschaften Nordbayerns, in denen es sehr viel Wasser, manchmal sogar mehr Wasser als Land gibt. Das „Land der tausend Teiche“ um Tirschenreuth in der Oberpfalz beispielsweise ist ein solches Gebiet, in das rund 4000 größere und kleinere Gewässer malerisch in die Landschaft eingebettet sind. Dabei handelt es sich – wie der Gebietsname schon verrät – um künstlich geschaffene Teiche. Sie sind in der Regel gerade mal eineinhalb bis zwei Meter tief; ihr Wasserstand kann reguliert werden. An der sogenannten Himmelsleiter, einem Aussichtsturm an der ehemaligen Bahnlinie zwischen Wiesau und Tirschenreuth, präsentiert sich die Landschaft als ein einziger riesiger Teichverbund. Ein Teich reiht sich an den anderen, zumeist nur durch schmale Dämme getrennt…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom März/April 2020.
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Um die Welt und durch die Zeit
Die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg steht im Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO.
Man mag irritiert sein, neben der Tölzer Leonhardifahrt, dem Augsburger Friedensfest, den Passionsspielen in Oberammergau und der Markttradition des Münchner Viktualienmarktes die Naturhistorische Gesellschaft in Nürnberg aufgeführt zu sehen. Tatsächlich aber hat es deren Wirken schon zu Beginn des Jahres 2018 auf die bayerische Liste des immateriellen Kulturerbes geschafft. Die Nürnberger Gesellschaft „vereinige einen aufklärerischen Vermittlungsimpetus mit einer breitenwirksamen, auf ehrenamtlicher Basis gründenden Vermittlungsarbeit“, lautete eine der Begründungen für die Aufnahme.
In der Tat ist die Gesellschaft mit etwa 1600 Mitgliedern und elf aktiven Abteilungen, die von der Archäologie des Auslands, Botanik, Entomologie (Insektenkunde) über Geologie, Karst- und Höhlenkunde, Pilz- und Kräuterkunde bis hin zur Völkerkunde reichen, einer der größten ehrenamtlich arbeitenden naturwissenschaftlichen Vereine Deutschlands …
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom September/Oktober 2019.
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Rübe, Kohl und Co.
Historische Nutzgärten sind Kulturdenkmal 2019. Von der Vielfalt an Essbarem vor Haus, Schloss und Kloster.
Neben dem Haus ein rechteckiges Gärtlein, mit einem Holzzaun eingefriedet, damit Hühner nicht zum Scharren hinein können. Drinnen Wege im rechten Winkel, ein breiter und mehrere schmale, dazwischen Gemüsebeete. Zwischen Frühjahr und Herbst ist Saison für Salate, Radieschen und Rettiche, Blumenkohl und Weißkraut, für Bohnen und Erbsen, Mangold, Gelbe und Rote Rüben, Rhabarber. Zwischen den Gemüsepflanzen und am Gartenrand stehen Kräuter und Gewürze, Schnittlauch, Petersilie, Salbei, Thymian, Majoran und Oregano, die, wenn sie blühen, verschiedene Insekten anlocken. Schließlich noch Blumen am Zaun: Osterglocken, Pfingstrosen, Ringelblumen, Stockrosen, Phlox, Astern und Dahlien in allerlei Formen und Farben.
Früher gehörte ein Hausgarten wie dieser zu jedem ländlichen Anwesen, genauso wie der Hollerbusch und der Obstgarten mit Apfel-, Birn- und Zwetschgenbäumen….
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Juli/August 2019.
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Köstliche Knolle
Trüffel erleben ihre kulinarische Renaissance. Auch in Bayern machte man einst Jagd auf sie und kultiviert sie erneut.
„Unter allen Schwämmen, welcher der Mensch zu seiner Nahrung verwendet, hat die Trüffel den höchsten Werth; […] Kenner weisen ihr einen höhern Rang an, als unter den Früchten der Ananas und unter den Muscheln der Auster.“ Aufgeschrieben wurden diese Zeilen im Jahr 1825 von Alexander von Bornholz in seinem Buch mit dem Titel: „Trüffelbau, oder Anweisung, die schwarzen und weißen Trüffeln in Waldungen, Lustgebüschen und Gärten durch Kunst zu ziehen und große Anlagen dazu zu machen.“ Es sei nicht nur der „eigenthümliche, feine, gewürzreiche Geschmack“, weswegen man den unterirdisch wachsenden Pilz so schätze, sondern es trügen dazu auch die Schwierigkeiten bei, „welche mit dem Aufsuchen der Schwammart in den Waldungen verknüpft sind“. Deshalb kämen auch „die Trüffel nur auf die Tafel reicher Personen und großer Gutsbesitzer, welche sie aber selten in ihrem Besitztum aufsuchen lassen, sondern sie dem Ausländer theuer abkaufen.“ Dabei hat die „aechte“ Trüffel, wie Bornholz es beschreibt, einen Geruch, der anfangs „an feuchte Pflanzenerde“ erinnert und am Ende, wenn der Pilz sich auflöst, „völlig widerlich und faulig“ wird…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Januar/Februar 2019.
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Gefiederte Exoten
Über Bayerns Begeisterung im 19. Jahrhundert für Papageien und anderes nichtheimisches Federvieh
Papageien gibt es in vielen Formen und Farben. Manche Papageien haben leuchtend rotes, blaues oder gelbes Gefieder, andere sind knallbunt, wieder andere tragen ein neckisches Kopfhäubchen. Es gibt Aras mit langen Schwanzfedern, die beinahe einen Meter groß werden, und winzige Sperlingspapageien, die nur wenige Zentimeter Größe erreichen. Gemeinsam ist den Papageien, dass sie aus ihren auffällig gekrümmten Schnäbeln gerne gut hörbare Laute von sich geben. Ursprünglich sind die Vögel in den subtropischen und tropischen Regionen der Welt zuhause, in Mittel- und Südamerika, in Afrika, Asien und in Australien…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Juli/August 2018.
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Vom Pfropfen und Pflegen
Das mittelalterliche „Pelzbuch“ des Gottfried von Franken war ein viel übersetzter Ratgeber für den Gartenbau
Wie bedeutsam die kleine mittelalterliche in Latein gehaltene Handschrift war, verdeutlicht allein die Anzahl der Kopien, die es davon gibt. Rund 240 Mal wurde sie abgeschrieben, häufig dabei bearbeitet, in andere Handschriften eingefügt und übersetzt. Ins Bayerische, ins Schwäbische oder ins Mitteldeutsche. Insgesamt soll es über 100 Übersetzungen in den Deutschen Sprachraum geben. Mindestens 22 Mal wurde sie auch ins Englische übertragen, sechs Mal ins Tschechische, zwei Mal ins Katalanische und einmal gar ins Aragonesische, eine Sprache aus dem Nordosten Spaniens, die heute beinahe ausgestorben ist…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Januar/Februar 2018.
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Grüne Lunge in Gefahr
Über Bäume in Städten seit der Barockzeit und aktuelle Forschungen zur Pflanzung neuer Arten
Die meisten von ihnen stammen aus warmen und trockenen Gegenden. Manche kann man am Gardasee antreffen, andere kommen aus dem Fernen Osten oder aus Nordamerika, wieder andere aus holländischen Gewächshäusern. Stadtgrün 2021 heißt das Projekt der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim, in dem ausgewählte Baumarten einem mehrjährigen Test unterzogen werden. Das Team um Susanne Böll, Klaus Körber und Philipp Schönfeld ist auf der Suche nach „zukunftsträchtigen“ Bäumen für Bayerns Städte und will herausfinden, welche Baumarten mit den gegenwärtigen und zukünftigen Klimabedingungen bestmöglich zurechtkommen…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom November/Dezember 2017.
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Rohr oder Rübe
Süßes von Bayerns Feldern: Über den Zucker und die Anfänge seiner heimischen fabrikmäßigen Herstellung
Bis ins Mittelalter war in unseren Breiten Zucker unbekannt. Um Speisen zu süßen, verwendeten die Menschen Honig, Mus aus Pflaumen, Birnen oder anderen süßen Früchten oder auch Süßholz (Glycyrrhiza glabra). In anderen Teilen der Welt kannte man Zucker durchaus. Schon seit 6000 vor Chr. wurde Zuckerrohr (Saccharum officinarum) in Indien und Persien angebaut, und man war dort in der Lage, aus dem ausgepressten und eingedickten Saft der Pflanze Zucker herzustellen.
Erst um 1100 n. Chr. gelangte Zuckerrohr mit den Kreuzfahrern nach Europa. Von da an wurde auch im Mittelmeerraum (zum Beispiel auf Sizilien, Kreta und Zypern) Zuckerrohr kultiviert und Rohrzucker gewonnen. Zusammen mit Gewürzen aus dem Süden und dem Orient brachten Händler den Zucker nach Deutschland – die Nachfrage wuchs schnell. Er galt zunächst als Arzneimittel und Luxusartikel, den sich nur die Reichen leisten konnten. Um 1437/38 beispielsweise kosteten 7 und 1/4 Pfund Zucker soviel wie ein Rind, kann man dem Ausgabenregister des vornehmen Standesherrn und Reichsbeamten in Schwaben, Konrad von Weinsberg, entnehmen…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom November/Dezember 2017.
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Blökende Multitalente
Wollige Landschaftspfleger: Über Schafe und ihre Haltung von der Rhön bis an die Alpen
Manchmal scheint die Landidylle auch in München angekommen zu sein. Zum Beispiel, wenn im Sommer eine Herde Schafe den Nordteil des Englischen Gartens bevölkert. Der Großstädter erfreut sich am Blöken und am Anblick weidender Schafe, besonders wenn Lämmer mit dabei sind. Für Kinder wird dann ein pädagogisches Programm veranstaltet. Es ist Streicheln angesagt, und unter dem Motto „Auf zu neuen Schafen“ dürfen die Kleinen für ein paar Stunden in die Welt des Schäfers eintauchen.
Seit über 10 000 Jahren hält der Mensch Schafe als Haustiere. Sie liefern ihm Wolle, Fleisch, Milch, Häute. Zunächst waren es einzelne Tiere, dann größere Herden, die seit dem Mittelalter vornehmlich auf den Gemeinschaftsweiden, den Allmenden, gehütet wurden. Vor etwa 500 Jahren entwickelte sich in Süddeutschland zusätzlich die Wanderschäferei. Schäfer und ihre Herden wanderten im jahreszeitlichen Wechsel dem Futter nach: auf Grünland, aber auch auf Äcker und Brachflächen. Der Dung, den die Tiere auf den Flächen hinterließen, war bei den Bauern sehr gefragt…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Mai/Juni 2017.
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Hübsche Mistkratzer
Über das vom Aussterben bedrohte Augsburger Huhn und die einstige Vielfalt im Hühnerstall
Im November 2016 treffen sich im Augsburger Café Schenk gut 20 Gäste für ein besonderes Menü. Die lokale Gruppe von „Slow Food“ hat dazu eingeladen; die internationale Organisation will unter anderem lokale und regionale Nutztier- und Nutzpflanzenarten vor dem Vergessen retten. Auf dem Tisch steht diesmal das Augsburger Huhn.
Brathendl, Chickennuggets, Hühnergeschnetzeltes – man kennt Hühnerfleisch zur Genüge. Gebrutzelt, frittiert, in Sauce: schmeckt da nicht jedes Huhn gleich? Was ist das Besondere am Augsburger Huhn?…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom März/April 2017.
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Seidenrausch und Superfood
Jahrhunderte lang versuchte man vergeblich, auch in Bayern Maulbeerbäume heimisch zu machen.
Neuerdings findet man sie im Bioladen um die Ecke, tituliert als Superfood, sprich als ein Nahrungsmittel aus der Natur, dessen Wert für die Ernährung besonders hoch ist. So stehen getrocknete Maulbeeren im Regal neben Cranberrys, Goji- und Aronabeeren. Auch der Fruchtsaft ist zu kaufen.
Aber kommen einem Maulbeeren, von denen es weiße, schwarze und andere zu unterscheiden gibt, nicht auch jenseits der Ladenregale irgendwie bekannt vor? Natürlich, im Urlaub saß man schon unterm Maulbeerbaum, und auch in Bibeltexten hört man davon gelegentlich. Seit der Antike sagte man den schwarzen Maulbeeren (Morus nigra), die ursprünglich aus dem Iran und Transkaukasien stammen, Heilwirkungen nach. Griechen und Römer pflanzten sie an…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Juli/August 2016.
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Neue Aromavielfalt
Von bitter bis fruchtig: Im Laufe der Jahrhunderte führte die Hopfenkultivierung zu immer raffinierter schmeckenden Sorten.
„Dieweil [er] seer bitter ist/ und eins starcken geruchs“, sagte man dem Hopfen im 16. Jahrhundert nach. 500 Jahre später erinnert der eine Hopfen in seinem Aroma an reife Bananen, Waldmeister und alte Eichenfässer, der andere duftet wie eine Mischung aus Lakritz und Heu mit einem Hauch von Anis und Zitrusfrüchten. Besonders gefragt ist neuerdings Hopfen mit dem angenehm fruchtigen Aroma von Grapefruit, Ananas, Quitte und Himbeere. Mehrere hundert Hopfensorten sind heute auf dem Markt – eine Sortenfülle, die nur ausgewiesene Hopfenkenner überblicken können…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Februar 2016.
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Robuste Stallschönheit
Renaissance für eine alte Rasse: Die Murnau-Werdenfelser – einst und jetzt
Dieses edle Haupt! Lange Wimpern, schwarz umrandeten Lidränder, dazu Haare, die von gelblichen Tönen, rotbraun bis dunkelbraun variieren. Die Hornspitzen sind wie die Klauen schwarz. Das dunkle „Flotzmaul“ ist kontrastreich hell umrahmt. Zweifelsohne, es ist eine Schönheit unter den Rindviechern, dieses Murnau-Werdenfelser. Aber man gekommt es nur noch selten zu Gesicht: Es gibt kaum mehr als 500 Tiere dieser mittelgroßen, kompakt gebauten Rasse. Das sind so wenige, dass von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) e. V. als extrem gefährdet eingestuft worden sind.
Wie kann das sein, fragt man sich, wo es doch laut Statistiken in Bayern über drei Millionen Rinder geben soll. Doch von Vielfalt in bayerischen Rinderställen kann keine Rede sein. Denn es sind in der Regel nur drei verschiedene Rassen, denen die Tiere angehören. Mehr als Dreiviertel der Rinder sind Fleckviehrinder, auch als Simmentaler bezeichnet. Der Rest verteilt sich auf das besonders in den Alpenregionen anzutreffende Braunvieh und schließlich Schwarzbunte…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom November 2015.
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Pastoraler Pomologe
Über Korbinian Aigner, seine Äpfel und seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Topaz, Braeburn, Elstar und Gala kennen wir, auch Granny Smith und Golden Delicious. Recht viel mehr Namen von Apfelsorten haben wir als Durchschnittsverbraucher heutzutage nicht parat. Korbinian Aigner hingegen kannte zu seiner Zeit Hunderte von Apfelsorten. Sie hatten so klangvolle Namen wie „Schöner von Herrnhut“, „Prinz Albrecht von Preußen“ oder „Dechant Giesbergs Goldpepping“. Der vor fast 50 Jahren verstorbene Korbinian Aigner (1885 bis 1966) war ein profunder Obstbaumkenner und -züchter und hatte den Überblick über die damalige Sortenvielfalt.
Im Hauptberuf war Aigner katholischer Pfarrer, zuletzt in Hohenbercha bei Freising. Aber man sagte ihm nach, er sei „mehr Pomologe als Theologe“ oder er betriebe „mehr Baumsorge als Seelsorge“. Deshalb verpasste man ihm auch den Beinamen „Apfelpfarrer“, den er allerdings gar nicht schätzte…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Oktober 2015.
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Tausendsassa aus der Gärtnerstadt
Jahr der Zwiebel: Über ihren Anbau und die Rekultivierung historischer Sorten in Bamberg
Jeder kennt sie, doch nicht alle vertragen sie. Spätestens, wenn man das Rätsel aus Kindertagen hört „Hat sieben Häut‘, beißt alle Leut‘“, weiß man, um wen es geht: Um die Küchenzwiebel (Allium cepa), das würzende Gemüse, das in keiner Küche fehlt. Ob als angeschmolzene Zwiebelringe auf den Käsespätzle oder als essentieller Bestandteil der Bratensoße, ob gebacken auf pikantem Kuchen oder roh dem Obazden/Gerupften zugesetzt: Jeder Bundesbürger verspeist durchschnittlich sieben Kilogramm Zwiebeln pro Jahr. Die Zwiebel schmeckt den allermeisten Menschen nicht nur, sondern sie hat – auch wenn der eine oder andere Verdauungsprobleme mit ihr hat, neben einem hohen Vitamin-Gehalt auch Heilwirkung. Das allerdings gerät zunehmend in Vergessenheit…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Juni 2015.
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Das Eden Europas
Eine Bewegung von unten nach oben: Gustav Vorherrs Vorstellungen von einem schöneren Leben aller
Die To-do-Liste war ausführlich: 1000 Zwetschgenbäume pflanzen, einen gemeinsamen Backofen für das Dorf errichten und anstelle des Friedhofs, der nach außerhalb verlegt wird, einen Garten zum „Sommeraufenthalt für die Dorfjugend von 2 bis 6 Jahren“ anzulegen, waren nur einige Vorschläge, mit denen Gustav Vorherr das fränkische Freudenbach in der Nähe von Rothenburg o.d. Tauber auf Vordermann bringen wollte. Das war vor über 200 Jahren. Der Architekt, Publizist und Lehrer gilt als Begründer der sogenannten Landesverschönerung, die er in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Bayern voranzubringen versuchte. Freudenbach war sein Geburtsort, dort war Gustav Vorherr im Jahr 1778 als Sohn eines Landbaumeisters zur Welt gekommen. Vermutlich war es die Verbundenheit zum Heimatort, dass er genau diesen als erstes verschönern wollte.
Anfang des 19. Jahrhunderts war es in ganz Deutschland ein Trend, das Lebensumfeld zu verschönern. Dahinter steckte die aufklärische Idee, die Schaffung von Ordnung und Strukturen auf dem Land würde dort die Lebensverhältnisse verbessern und die Menschen positiv beeinflussen….
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Februar 2015.
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Zupfa und net rupfa!
Im grünen Goldrausch: Vom Hopfen und Hopfenzupfen nördlich und südlich der Donau
Autofahrer kennen die sanft hügelige Ackerlandschaft mit den eingestreuten Gehöften, dunkelgrünen Wäldern und zwiebelgetürmten Kirchen oft nur vom Vorbeifahren. Wer auf der A9 von München nach Nürnberg unterwegs ist, dem fallen spätestens ab Reichertshausen die unzähligen Drahtgerüstanlagen auf den Feldern auf, an denen von April bis August in rasanter Geschwindigkeit Hopfen heranwächst. Die Hallertau, die sich zwischen Isar und Donau, Paar und Laaber erstreckt und teils zu Oberbayern, teils zu Niederbayern gehört, ist Deutschlands Hauptanbaugebiet für Hopfen. Im Spätsommer ist es Zeit, die zapfenartigen Blütenstände der Pflanze, die Hopfendolden, vom Feld zu holen.
„Hopfen und Malz, Gott erhalt‘s“: Man weiß, dass Hopfen einer der Hauptbestandteile beim Bierbrauen ist. Weniger bekannt ist, dass die Wildform der ausdauernden Pflanze aus der Familie der Hanfgewächse in unseren Flussauen natürlich vorkommt. Schon früh hatte man herausgefunden, dass die Dolden der weiblichen Pflanzen mit ihren Inhaltsstoffen nützlich sind, um das Bier haltbarer zu machen und es nebenbei auch noch zu würzen. Entsprechend kultivierten die Menschen seit dem Mittelalter Hopfen an sonnigen Hängen für ihren lokalen Bedarf…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom September 2014.
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Summende Sorgenkinder
Mehr als anderswo in Deutschland spielt die Imkerei in Bayern seit jeher eine große Rolle. Doch das Bienensterben bremst.
„In der Theresienstraße wohnend, ließ ich Bienen aus den Fenstern meines Schlafzimmers fliegen. Als mir aber, trotz aller Aufmerksamkeit, im Juni 1840 ein Korb schwärmte, der Schwarm sich in der Ludwigsstraße zog und dort an einer Droschke anlegte, wurde mir von Polizei wegen unter Strafandrohung aufgegeben, meine Stöcke sofort wegzuschaffen.“ Diese Zeilen stammen aus dem Tagebuch von August von Berlepsch (1815 bis 1877) und betreffen die Zeit, als sich der umtriebige Bienenforscher aus Seebach in Thüringen, der mit seinen Entwicklungen die Bienenzucht im 19. Jahrhundert geprägt hat, zu Studienzwecken in München aufhielt.
Anders als der „Bienenbaron“ Berlepsch im Jahr 1840 muss der Münchner Stadtimker im Jahr 2014 keine Strafandrohung mehr befürchten. Im Gegenteil: Schwärmende Bienen sind keine Seltenheit mehr. Es ist dagegen „hip“ geworden, sich auch mitten in der Großstadt um Bienen zu kümmern. Unter dem Motto „München summt“ stehen Bienenstöcke auf den Dächern der Staatsoper, der Neuen Pinakothek und auf dem Gasteig. Die örtlichen Imkerkurse sind ausgebucht, seitdem die Bienenfangemeinde so angewachsen ist. Auch in anderen bayerischen Großstädten summt es: In Augsburg im Garten des Schaetzlerpalais, in Nürnberg auf den Burganlagen. Laufend kommen neue urbane Standorte hinzu …
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom August/September 2014.
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Flanieren und Forschen
Grüne Pracht aus aller Welt: Im Mai 1914 eröffnete der neue Botanische Garten in München-Nymphenburg.
Der Königliche Botanische Garten sei von morgen ab „unentgeltlich“ zwischen 10 und 12 Uhr geöffnet; für die Gewächshäuser, täglich von 10 bis 12 und 2 bis 6 Uhr geöffnet, betrage das Eintrittsgeld an Sonntagen 20 Pfennige, an Werktagen vormittags 1 Mark, nachmittags 50 Pfennige. Nach der Eröffnung des Warmhauses im vergangenen Winter seien nun auch die Freiland-Anlagen so weit fortgeschritten, dass „das Betreten jedermann gestattet werden kann“.
Inzwischen sind es 100 Jahre her, dass man diese Bekanntmachung lesen konnte. Am 10. Mai 1914 wurden der Botanische Garten und das benachbarte Botanische Institut in München-Nymphenburg offiziell eröffnet. Die Anlage geht maßgeblich auf Professor Karl von Goebel (1855 bis 1932) zurück, an den vor Ort eine bronzene Gedenktafel erinnert.
Einen Botanischen Garten gab es auch zuvor schon in München. Mitten in der Stadt gelegen, nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt, befindet sich das, was davon übrig geblieben ist: eine kleine Grünanlage mit einem klassizistischen Eingangsportal, der „Alte Botanische Garten“. 1812 war dort eine Anlage von 5 Hektar Größe mit Arboretum und einem Gewächshaus eröffnet worden. Das war spät im Vergleich zu anderen botanischen Gärten: die ältesten entstanden in Italien bereits im 16. Jahrhundert. Aber bis 1826 war München keine Universitätsstadt, und es fehlten die Köpfe, die eine solche Einrichtung einfordern konnten. Das änderte sich, als 1807 die Churbaierische Akademie zur Kgl. Baierischen Akademie der Wissenschaften reformiert wurde…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Mai 2014.
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Bauern im Frack und ihre Schätze
In der Agrarhistorischen Bibliothek in Herrsching findet sich Schrifttum zu landwirtschaftlichen Fragen aus 500 Jahren.
Dass das Haus der bayerischen Landwirtschaft in Herrsching eine renommierte Einrichtung ist, steht außer Frage. Der Veranstaltungskalender des Tagungszentrums ist dicht gefüllt, und die regelmäßig stattfindenden Fortbildungen und Seminare für Landwirtinnen und Landwirte sind stark nachgefragt. Dass der holzverkleidete Bau unweit des idyllischen Ammerseeufers aber auch einen „Schatz“ in sich birgt, wissen nur Experten: In einem kleinen Raum unter der Dachschräge befindet sich eine agrarhistorische Bibliothek mit rund 22 000 Bänden, die ihresgleichen sucht. Wer in diese Bibliothek geht, kann einen Streifzug durch die bäuerliche Welt längst vergangener Tage machen.
Das älteste Buch der Agrarhistorischen Bibliothek hat beinahe 500 Jahre überdauert, andere Bände stammen aus dem 17. Jahrhundert, die meisten aus dem 19. Jahrhundert. Woher kommen alle diese Bücher?
Der Ursprung dieser Bibliothek liegt in München vor mehr als 200 Jahren. „Mehrere Gutsbesitzer und Freunde der Landwirthschaft“ hatten im Dezember 1809 bei König Maximilian I. Josef „allerhöchsten Beifall erhalten“, als sie ihm den Gründungsentwurf zu einem Landwirtschaftlichen Verein in Bayern vorlegten…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Februar 2014.
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Bizarrer Greis
Der Waldrapp hat in Bayern wieder ein Zuhause bekommen. In Burghausen wird er vielleicht bald auf der Burg nisten.
Klassische Schönheiten sind Hella und Jazu nicht gerade. Ihr Kopf ist vorne kahl, hinten hat er einen kümmerlichen Federbüschel. Die großen schwarzen Vögel aus der Familie der Ibisse und Löffler mit dem leicht grünlich-metallischen Schimmer und dem langen rötlichen Schnabel scheinen aus einer anderen Zeit zu stammen – aus einer Zeit, als man hohe Haaransätze noch als schick empfand. Hella und Jazu sind Waldrappe (lat. Geronticus eremita). Ihrem Gattungsnamen „Geronticus“ nach nennt man sie – beinahe abwertend – die Greisenhaften. Allen Äußerlichkeiten zum Trotz – die bizarren Vögel wirken faszinierend. Ist es ihr majestätischer Gang oder sind es ihre Rufe, die gefallen?
Bis vor kurzem hatten Vogelfreunde – von zoologischen Gärten abgesehen – bei uns keine Gelegenheit, Waldrappe unmittelbar zu beobachten. Denn jahrhundertelang galten sie in Mitteleuropa als ausgestorben. Bis in die 1990er Jahre musste man schon eine Reise nach Nordafrika oder in den Vorderen Orient unternehmen, um ihnen oder ihren Verwandten wie dem „Heiligen Ibis“ in freier Wildbahn zu begegnen. In Marokko gab es noch Vorkommen, außerdem bestand eine kleine Waldrapp-Kolonie in Syrien. Auch der „Heilige Ibis“ – im alten Ägypten als irdische Inkarnation des Mondgottes Thot verehrt – ist nur noch im südlichen Afrika anzutreffen….
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Februar 2014.
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Von Pfunden und Skrupeln
Die Nürnberger Apothekergewichte als Handelsware und Ordnungselement über Jahrhunderte
„Nürnberger Tand geht durch alle Land“: Diesen Spruch kennt man seit dem 15. Jahrhundert. Heutzutage mag man darunter vor allem in Nürnberg hergestellte Spielwaren verstehen, für die die Frankenmetropole weltberühmt ist. Doch der sprichwörtliche „Nürnberger Tand“, ursprünglich als „Nürnberger Hand“ bezeichnet, umfasste alle möglichen Handwerkswaren, die von Nürnberg aus in die Welt gingen. An der Schwelle zur Neuzeit war Nürnberg vor allem ein Zentrum des Metallgewerbes. Drähte aller Art, Fingerhüte, Fasshähne, Knöpfe, Posthörner, Stricknadeln, Schnallen, Scheren, Türgriffe, Trompeten, Wärmflaschen und vieles dergleichen mehr wurden dort in großem Stile erzeugt und begründeten Nürnbergs wirtschaftliche Blüte um das Jahr 1500…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Februar 2013.
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100 Jahre Bayerische Staatszeitung 1912 – 2012
von Karin Dütsch (Hrsg.), Erich Weiß Verlag Bamberg, 2012
Recherche und Textbeiträge „Die Chefredakteure“ bzw. „Das Wirtschaftsunternehmen“
München, 26. November 1912, 5 Uhr nachmittags: Im Staatsministerium des Innern erscheinen zwei Herren, um bei Oberregierungsrat Freiherr von und zu Aufseß einen Vertrag zu unterzeichnen. Es sind der Kommerzialrat Hans Oldenbourg und sein Bruder Paul, Geschäftsführer der erst wenige Wochen zuvor gegründeten Monachia-Verlagsgesellschaft m.b.H. Den Vertrag, um den es geht, hat tags zuvor Prinzregent Luitpold „allergnädigst zu genehmigen geruht“.
Mit der Unterzeichnung verpflichtet sich das Unternehmen, ab Januar 1912 mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage täglich eine Zeitung herauszugeben. Sie soll den Titel „Bayerische Staatszeitung“ und den Untertitel „Kgl. Bayerischer Staatsanzeiger“ tragen und außerdem das bayerische Staatswappen führen….
Auszug aus „Das Wirtschaftsunternehmen“.
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Bauen in Bayern
Fünfteilige Serie zur Bauberichterstattung in der „Bayerischen Staatszeitung“ von 1913 bis heute
- Villenkolonie und Wolkenkratzer. Die Bauberichterstattung in der Bayerischen Staatszeitung von 1913 bis 1933.
„Neue Familienhäuser-Kolonie. Auf einem Areal in Nymphenburg, an der Nederlinger-, Volpini- und Gutenbergstraße gelegen, wird im Laufe des Sommers eine neue Villenkolonie (…) erstehen. (…) Die Erwerbsbedingungen sind, wie man hört, äußerst entgegenkommend gehalten (…).“ Als die Bayerische Staatszeitung (BSZ) vor 100 Jahren erstmalig erschien, waren es Meldungen wie diese vom 8. März 1913, die der an Baudingen interessierte Leser vorfinden konnte. Solche Baunachrichten hatte die Redaktion eingestreut zwischen all den anderen Lokalnachrichten des Tages wie der Ankündigung der bevorstehenden Generalversammlung des Katholischen Fürsorgevereins, der Statistik der Fahrraddiebstähle oder der Schilderung eines tödlichen Gasunfalls.Der Informationsgehalt der Nachrichten war nur recht dürftig. Ins Detail gehende Baubeschreibungen gab es nicht, ganz zu schweigen von Plänen oder gar Fotos. Da die BSZ als allabendlich erscheinende „spezifische Tageszeitung der fein- und gutbürgerlichen bayerischen Familien“ vor allem die Münchner Beamtenschaft ansprechen wollte, ging es in erster Linie um Ereignisse aus dem Münchner Raum. Für Meldungen aus dem übrigen Bayern hatte die Zeitung nur wenig Platz zur Verfügung. Immerhin, in der Ausgabe vom 8. März 1913 war zu lesen, dass in Bamberg mit diversen Vorhaben die Bautätigkeit „wieder flotter eingesetzt“ habe….
Weiterlesen in: Bayerische Staatszeitung vom 04.05.2012
- Spektakel, Siedlungen und Straßen. Die Bauberichterstattung in der Bayerischen Staatszeitung von 1933 bis 1934. Bayerische Staatszeitung vom 25.05.2012
- Bilanz des Aufbaus. Die Bauberichterstattung in der Bayerischen Staatszeitung in den 1950er und 1960er Jahren. Bayerische Staatszeitung vom 13.07.2012
- Sichtbeton und Stadtkosmetik. Die Bauberichterstattung in der Bayerischen Staatszeitung in den 1970er und 1980er Jahren. Bayerische Staatszeitung vom 17.08.2012
- Bunter Bilderreigen durch Bayerns Baulandschaft. Die Bauberichterstattung in der Bayerischen Staatszeitung von den 1990er Jahren bis jetzt. Bayerische Staatszeitung vom 28.09.2012
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Süßholz, Zwübel und Boddaggn
Bamberg galt jahrhundertelang als das süddeutsche Zentrum für Gemüsebau
„Solche Kolosse von Kraut-. Blumenkohl- und Salatköpfen, solche Könige unter den Rettigen, solche viele Ellen lange Lanzen von Süßholzwurzeln, solche Ungethüme von Artischocken, Karden und Rüben aller Art sahen meine Augen noch nie!“ Fast 180 Jahre ist es her, dass Fürst von Pückler-Muskau, Schriftsteller, Weltreisender und Schöpfer des nach ihm benannten Landschaftsgartens diese Zeilen in sein Tagebuch schrieb, als er auf seiner Reise durch Franken im Jahr 1834 durch Bamberg kam und in einer Ausstellung in der Bamberger Residenz die dortige Gemüsewelt in Augenschein nehmen konnte. Die Ausführungen des Fürst Pückler über die Größe Bamberger Gemüses mögen vielleicht übertrieben gewesen sein, Bamberg galt zu jener Zeit jedoch ohne Zweifel als das süddeutsche Zentrum für den Gemüsebau. 540 Meister und 400 Gesellen lebten hier Mitte des 19. Jahrhunderts von der Gärtnerei. Mit ihren Familien machten sie über ein Fünftel der Bamberger Bevölkerung aus…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom April 2012.
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Viel mehr als nur ein Weinberg
Die Klosterlandschaft St. Michael in Bamberg ist in diesem Jahr Teil der Landesgartenschau
Noch lagert er bei Martin Bauernschmitt aus Ziggelanger bei Zeil am Main. Gemeint ist der Wein, der ein Kassenschlager bei der diesjährigen Landesgartenschau in Bamberg werden soll. Es handelt sich nicht um irgendeinen fränkischen Wein. Nein, dieser Tropfen ist gereift auf historischer Weltkulturerbe-Fläche. Auf dem Südhang unterhalb der ehemaligen Benediktinerabtei St. Michael, die weit ins Land schauend die Stadt Bamberg überragt, war 2009 ein Weinberg neu angelegt worden. Rund 1500 Liter Rebensaft konnten nach der ersten Weinlese im Herbst 2011 gekeltert werden und punktlich zum Start der Landesgartenschau soll der Silvaner, verteilt auf 3000 Bocksbeutel, zu haben sein.
Wein aus Bamberg ist an sich nichts Außergewöhnliches, denn der Weinbau hatte hier jahrhundertelange Tradition. Nur nicht in den letzten 175 Jahren, denn 1836 fand die letzte offizielle Weinlese statt. Die Anfänge des Bamberger Weinbaus liegen fast 1000 Jahre zurück…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom März 2012.
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Meister des Purzelbaums ohne Tischmanieren
In der hundertjährigen Geschichte des Tierparks Hellabrunn spielt die Haltung von Menschenaffen eine wichtige Rolle.
Manchmal wirkt der zottelige Bruno wie ein großer rotbrauner Bettvorleger. Dann liegt das Orang-Utan-Männchen mit dem riesigen Kopf und dem grauen Bart scheinbar unbeweglich in der Ecke des Geheges. Aber schon einen Augenblick später macht er sich auf, scheint mit einem verholzten Pflanzenstück in der Hand unermüdlich den Boden abzuschaben – und plötzlich sitzt er ganz nah an der Glasscheibe und nimmt die Leute, die sich die Nase plattdrücken, um ihn zu sehen, selbst genau unter die Lupe. Was er sich wohl über sie denkt?
Längst ist der 42-jährige Affe nicht mehr die ganz große Attraktion im Orang-Utan-Paradies des Münchner Tierparks Hellabrunn. Den Rang haben ihm seine Töchter „abgeturnt“: die kleinen, putzigen Orangkinder Jolie und Isalie hageln sich agil von Seil zu Seil, die Besucher freuen sich über manchen „Stunt“…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Juni 2011.
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Vom Aderlass-Schnäpper zum Nierenstein-Zertrümmerer
Ein Rundgang durch die „Wunderkammer“ des Deutschen Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt
So fahl wie die Leiche vor ihnen sind auch schon manche Studenten geworden: Dieser Geruch! Doch die Neugier siegt, und alle, die den Professor umringt haben, schauen fasziniert zu: Zielsicher setzt er die Schnitte, legt das ganze System des menschlichen Körpers aus Organen, Muskeln und Knochen frei. So eine anatomische Sektion ist schon etwas anderes als nur Bilder in Büchern anzuschauen.
Eine solche Situation war typisch für ein „Theatrum anatomicum“ des späten 18. Jahrhunderts – auch für jenes der bayerischen Landesuniversität zu Ingolstadt: „Kaum ein vornehmeres anatomisches Theater“ gab es zu jener Zeit in ganz Europa, bemerkte der Ingolstädter Chronist Johannes Nepomuk Mederer 1782.
Längst sind in der Alten Anatomie die Zeiten vorbei, in denen zu Unterrichtszwecken Leichen seziert wurden….
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Januar 2011.
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Wenn ich mit meinem Dackel durch Münchens Straßen wackel
Klug, anhänglich und ein wenig eigensinnig: Ein Original auf vier kurzen Beinen ist rar geworden.
Einmal pro Woche machen sich Anton von der Ammersbek und Helmut Grill gemeinsam auf den Weg. Sie gehen ins Münchner Hofbräuhaus – zum Stammtisch. Da sagt natürlich keiner „Anton von der Ammersbek“ zu dem Stammgast: Toni ruft man ihn da einfach. Toni ist ein Dackel, Helmut Grill sein Herrchen. Von ihrer Wohnung unweit der Münchner Maximilianstraße ist es nur ein Katzensprung bis zum Platzl und dem Hofbräuhaus. Toni streift gerne durch die Münchner Innenstadt. Die vielen Leute ist er nicht nur gewohnt, er geht sogar freundlich schwanzwedelnd auf sie zu. Auch ins Wirtshaus geht der Toni äußerst gerne mit: Wie es da schnuppert! Und nicht selten fällt auch die eine oder andere Leckerei für ihn ab. Freilich gibt es auch Tage, da legt sich der Toni einfach träge unter den Stammtisch und hält sein Nickerchen zu Füßen der Zweibeiner, bis die letzte „Schüttelmaß“ ausgetrunken ist.
Touristen, die solche Szenen im Hofbräuhaus beobachten, mögen denken: „Typisch München!“ Aber dem ist schon lange nicht mehr so…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom August/September 2010.
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Von blauen Montagen in blauen Ländern
Flachs und Hanf waren in Bayern einst wichtige Nutzpflanzen, deren Renaissance heute zur zögerlich verläuft
„Dreh dich, dreh dich Rädchen, spinne mir ein Fädchen, / viele, viele hundert Ellen lang! / Hurtig, hurtig muss man spinnen, Mütterchen braucht frisches Linnen; / Darum, Rädchen, ohne Ruh` dreh dich, dreh dich immerzu.“
So geht ein altes Volkslied übers Spinnen. Um Martini (11. November) herum, als die Feldarbeit weitgehend beendet war, begann früher die Spinnstubenzeit. Bis ins 19. Jahrhundert war dieses gesellige Beisammensein ein wichtiger Bestandteil des dörflichen Lebens während des Winterhalbjahres. Die Frauen und Mädchen trafen sich nach Einbruch der Dunkelheit zum gemeinsamen Spinnen. Es wurde nicht nur gesponnen, sondern auch gesungen, musiziert – man erzählte sich auch viele Geschichten. Doch was wurde versponnen? Schafwolle natürlich – vor allem aber selbst angebauter Flachs…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Juli 2010.
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Von Bubenläus, Milchdieben und was es mit dem Hemadlackl auf sich hat
Ein Leben für die Pflanzen: Zum 125. Geburtstag des Volksbotanikers Heinrich Marzell
Das mittelfränkische Gunzenhausen ist ein beliebtes und attraktives Städtchen im Naturpark Altmühltal. Bedingt durch die Lage an der Altmühlfurt kann die Stadt auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon die Römer siedelten hier. Doch nicht nur diese. Alten Volkssagen zufolge sollen in der Gunzenhausener Gegend allerlei furchterregende Gestalten ihr Unwesen getrieben haben. Es wird berichtet von „wilden“ Heeren, die besonders in der Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig durch den Nachthimmel zogen, von Männern, die feuerspeiend im Altmühlgrund anzutreffen waren, oder von Reitern ohne Kopf, denen man da und dort begegnen konnte. Wahr oder nicht wahr – dass man diese Geschichten und andere heute noch nachlesen kann, ist großteils einem Mann zu verdanken, der über Jahrzehnte in Gunzenhausen lebte und arbeitete: Heinrich Marzell, Autor von unzähligen Veröffentlichungen auf den Gebieten der Volkskunde, Botanik und Volksmedizin. Er, den viele für „den Volksbotaniker“ Bayerns halten, wäre heuer 125 Jahre alt …
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Januar 2010.
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Wo Felsen wachsen und der Teufel sein Unwesen treibt
Bayerns schönste Geotope: Ein Stück Erdgeschichte, garniert mit allerlei Sagenhaftem
„Feuer kam aus dem Erdboden, verschlang die Bäume und fuhr am Rasen dahin, stundenweit. Bald war es totenstill. Wo aber das Feuer gebrannt, wuchs kein Gras mehr und alles zerschmolz zu Stein.“ So heißt es in einer Sage über die Entstehung eines bis zu 30 Meter hohen und oft mehrere hundert Meter langen Felsriffs aus Quarz und Pfahlschiefer. Gemeint ist der Pfahl, der in einer Länge von mehr als 140 km fast schnurgerade durch den Bayerischen Wald verläuft – genauer gesagt von Schwarzenfeld in der Oberpfalz bis nahe Linz in Oberösterreich. Lange Zeit war es ungeklärt, wie das eigenartige Felsgebilde entstanden ist, und um seine Herkunft rankten sich unzählige Geschichten. Ist der Pfahl der versteinerte Kamm eines riesigen Drachens? Oder ein Teufelswerk, unter dem sich kristallene Schätze eines glitzernden Palastes verbergen? …
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Juli 2009.
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Gefährdete Fauna in gebändigten Fluten
Der Ausbau der Flüsse und die Umgestaltung der Seen hat vielerorts die Gewässerökologie zerstört.
„Überhaupt ist die schöne Isarfischerei vollständig ruiniert“, schimpfte der Moosburger Fischer Simon Sixt. „In den Altwässern, welche mit der Isar verbunden sind, haben wir früher meistens 40-60 Zentner (…) gefangen, jetzt fangen wir vielleicht noch 10-12 Zentner.“ Bereits vor knapp hundert Jahren beklagten Sixt und seine Kollegen den drastischen Rückgang der Fische in der Isar. 25 Jahre zuvor galt der Fluss noch als Paradies für Fische – und für Fischer. Nicht nur die Altwasser waren fischreich. Auch am offenen Fluss, besonders an den weniger tiefen Stellen, gab es Äschen und vor allem Weißfische, allen voran die Nasen. Zum Verzehr sind (grätenreichere) Weißfische wenig geschätzt, sie bilden aber die Nahrungsgrundlage für viele andere Fische. In der mittleren Strömung standen dicht gedrängt die Barben, und in den ruhigen Tiefen unter überhängenden Wurzeln und ausgehöhlten Ufern lebte der Huchen, die begehrteste Beute der Fischer…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Februar 2009, mit W. Ackermann.
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Raus aus dem steinernen Korsett und hinein in die kontrollierte Wildheit
Wie an Isar und Main Hochwasserschutz und Renaturierung einhergehen und dabei auch noch Erholungsparadiese schaffen.
Es ist Sommer in der Stadt. Die Sonne scheint, und es ist heiß. Es riecht nach Gegrilltem. Am Fluss herrscht reges Treiben. Viele Menschen sonnen sich auf den Kiesbänken. Einige baden. Ein Junge watet mit seinem Käscher durch das seichte Wasser. Das Wasser ist kristallklar.
Impressionen eines Spaziergangs in den sommerlichen Isarauen…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Februar 2008, mit W. Ackermann.
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Leitfaden Naturheilverfahren in der Kleintierpraxis
Susan G. Wynn, Steve Marsden: Leitfaden Naturheilverfahren in der Kleintierpraxis, München 2005.
Redaktionelle Bearbeitung im Auftrag von Elsevier GmbH, München.
Kompakt, kompetent und praxisrelevant deckt dieser Leitfaden fast das gesamte Spektrum naturheilkundlicher Therapien ab. Ausgehend von der Diagnose wird ausführlich dargestellt, welche Naturheilverfahren sich bei welcher Indikation in der Praxis bewährt haben.
Die systematische Gliederung nach Organsystemen ermöglicht […] einen schnellen Zugriff auf die gewünschten Informationen … [Auszug aus dem Klappentext]
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Saturn schickt die herrlichen Tage, die reich machen
In der Finanzkrise suchte auch der Augsburger Hans Rosenberger Rat bei Nostradamus.
Im ausgehenden Mittelalter waren Sternendeuterei und Weissagung allgegenwärtig. Almanache und Prognostika wurden in großen Auflagen verbreitet und überschwemmten die Jahrmärkte. Viele Menschen – einfache Leute und Gelehrte, Klosterbrüder und Bischöfe, Bauern und Könige – suchten Rat bei Sternenkundigen. Zweiffellos einer der berühmtesten Astrologen war Michel de Nostredame, genannt Nostradamus. Sein Ruf drang von Südfrankreich aus durch ganz Europa. Als Verfasser von düsteren Prophezeiungen machte er etwa ab 1550 von sich reden. Seine Almanache fanden reißenden Absatz, und von überall wandte man sich an ihn, um sich das Horoskop stellen zu lassen. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass zu seinen Klienten auch der Augsburger Kaufmann Hans Rosenberger gehörte…
Weiterlesen in: „Unser Bayern“, Zeitschriftenbeilage der Bayerischen Staatszeitung, vom Februar 2005.
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Der Himmelsstürmer. Ottheinrich von Pfalz-Neuburg (1502-1559).
Biografie von Klaus Reichold, unter Mitarbeit von Petra Raschke u. Markus Nadler
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2004
Noch klangen die Narrenschellen durch die Gassen. Doch die bisherige Welt zerbrach: Martin Luther wetterte gegen die Päpstliche Kirche. Die Bauern begehrten auf gegen die herrschende gesellschaftliche Ordnung. Und Nikolaus Kopernikus behauptete im Widerspruch zur gängigen Lehre, die Erde kreise um die Sonne. Das Mittelalter neigte sich seinem Ende zu. Am Horizont erschien das Licht der Neuzeit. In Neuburg an der Donau und in Heidelberg kulminierte diese Epoche in der Person des Pfalzgrafen und späteren Kurfürsten Ottheinrich (1502-1559). Als Freund der Bücher und gelehrter Debatten, als Bauherr, Sammler und hemmungsloser Genießer, der das Schöne so sehr liebte, dass es an seinem Hof üblich gewesen sein soll, den Rössern die Schwänz‘ rot und blau zu färben, zählte er zu den herausragendsten Fürstengestalten der deutschen Renaissance… [Auszug aus dem Klappentext]
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Das Rätsel der Centurien
Zum 500. Geburtstag des Arztes und Astrologen Michel de Nostredame, genannt Nostradamus (1503-1566)
53-minütiges Hörfunk-Feature von Klaus Reichold und Petra Raschke für die Reihe Bayerisches Feuilleton, Bayern2Radio, Erstsendung am 13. Dezember 2003
Selbst um den toten Nostradamus ranken sich Legenden: Er soll stehend in der Kirchenmauer des Franziskanerklosters zu Salon in der Provence beerdigt worden sein – falls er überhaupt je gestorben ist. Denn eine andere Überlieferung weiß zu berichten, der berühmte Astrologe und Leibarzt des französischen Königs sitze bis heute mit Kerze, Feder, Tinte und Papier in seinem Grab und schreibe weiter über die Zukunft. Umstritten war der am 14. Dezember 1503 geborene Sohn einer zum Christentum übergetretenen jüdischen Familie schon zu Lebzeiten. Man zieh ihn einen »schlimmen Scharlatan« und »listenreichen Betrüger«. Doch er hatte auch Bewunderer: Katharina von Medici, Gemahlin des französischen Königs Heinrich II., ließ sich regelmäßig von ihm die Sterne deuten. Und für den späteren Kaiser Rudolf II. erstellte Nostradamus ein umfangreiches Geburtshoroskop, dessen Original heute in Augsburg aufbewahrt wird. …